Dr. Otto Buchinger - Der Fastenarzt
WDR Zeitzeichen vom 20.07.2025
Ein Quacksalber, der seine Patienten hungern lässt? So sahen ihn viele seiner Zeitgenossen – und doch wurde Dr. Otto Buchinger zum Pionier des medizinischen Heilfastens in Deutschland.
Die Anfänge eines Pioniers
Geboren 1878, studierte Otto Buchinger Medizin und trat 1902 in den Dienst der Kaiserlichen Marine als Schiffsarzt. Sein Leben änderte sich jedoch drastisch, als er durch eine Mandelentzündung an einer rheumatischen Erkrankung litt, inklusive Leberschäden. Die Folge: Er verlor seine Anstellung als Marinearzt. Doch Buchinger suchte nach Alternativen – und fand sie im Fasten. Neunzehn Tage lang nahm er nur Wasser und Tee zu sich. Danach geschah das, was er später als Wunder bezeichnete: Er war abgemagert, konnte aber wieder gehen, seine Beweglichkeit kehrte zurück. Das Erlebnis bestärkte ihn in seiner Überzeugung von der Kraft der Selbstheilung.
Vom Außenseiter zum erfolgreichen Fastenarzt
Buchinger wurde Tropenarzt, Naturheilkundler – und Fastenarzt. Obwohl ihm anfangs heftige Anfeindungen entgegenschlugen, erlangte er bei seinen Patienten grosse Anerkennung. Schon 1920 behandelte er erste Patienten erfolgreich mit Fastenmethoden. 1933 trat er aus der Leitung des Sanatoriums in Witzenhausen zurück, auf Druck der damaligen politischen Verhältnisse.
Stattdessen wurde ihm aufgetragen, ein Buch zu schreiben. Der Titel: „Seele und Körper haben einen Zusammenhang“ – ein Gedanke, der Buchingers ganzes Wirken prägte.
Ganzheitliche Heilmethoden und Klinikgründung
Für Buchinger waren nicht nur Nahrung, sondern auch Luft, Sonne, Bewegung, Gespräche und Wasser bedeutende Heilmittel. 1935 eröffnete er seine erste eigene Klinik in Bad Pyrmont – eine Institution, die bis im Sommer 2024 von seinen Nachkommen geführt wurde, und jetzt leider geschlossen ist. 1950 erhielt Buchinger für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz. Später gründete er eine weitere Klinik in Überlingen am Bodensee mit seiner Tochter und ihrem Mann Willhelmi, die bis heute von der Familie geführt wird – ebenso wie eine zweite Klinik in Marbella.
Das Konzept des Heilfastens
Buchinger prägte den Begriff „Heilfasten“. Dabei geht es nicht um kompletten Nahrungsverzicht, sondern um bewusste, medizinisch begleitete Phasen des Nahrungsentzugs. Das Buchinger Fasten ist mehr als Nichtsessen – es ist ein ganzheitlicher Neustart für Körper, Geist und Seele. Die Methode beruht auf sieben Säulen, die gemeinsam den Heilprozess unterstützen:
1. Verzicht auf feste Nahrung
Leichte Gemüsebrühen, Säfte, Tee und viel Wasser – so entlastet der Körper den Stoffwechsel und startet in die Selbstheilung.
2. Darmreinigung
Einläufe und sanfte Ausleitungsmethoden helfen, Altlasten loszuwerden und das Wohlbefinden zu steigern.
3. Bewegung
Spaziergänge, Wandern oder Yoga halten Kreislauf und Muskeln in Schwung und fördern die Fettverbrennung.
4. Körperpflege
Leberwickel, Trockenbürsten oder Massagen regen Entgiftung an und stärken das Körpergefühl.
5. Innere Ruhe
Stille, Meditation und Tagebuchschreiben helfen, zur Ruhe zu kommen und neue Klarheit zu gewinnen.
6. Gemeinschaft
Austausch in der Gruppe motiviert, stärkt und verbindet – Fasten ist auch ein soziales Erlebnis.
7. Fachliche Begleitung
Professionelle Fastenleiter*innen sorgen für Sicherheit, Kompetenz und individuelle Betreuung.
Das Fasten aktiviert sogenannte Autophagie-Prozesse: Zellen beginnen, sich selbst zu reinigen und zu regenerieren. Dieser Mechanismus wurde 2016 durch den japanischen Forscher Yoshinori Ōsumi wissenschaftlich bestätigt, der dafür den Nobelpreis für Medizin erhielt.
Ein weiterer Effekt ist der sogenannte „metabolische Switch“: Der Körper stellt seinen Energiehaushalt um und gewinnt diese nicht mehr aus Glukose, sondern aus in Ketone umgewandelte Fettsäuren – was zu umfassenden Zellreinigungs- und Heilungsprozessen führen kann.
Tradition, Wissenschaft und Zukunft des Fastens
Schon in der Antike war Fasten als Heilverfahren bekannt – bei den Griechen ebenso wie bei den Römern. Auch heute gewinnt es wieder zunehmend an Bedeutung. Internist Dr. Andreas Michals zählt heute zu den renommiertesten Fastenexperten Deutschlands. Noch vor 15 Jahren stiess er mit dem Thema auf Desinteresse. Auch der bekannte Altersforscher Dr. Valter Longo befasst sich mit Fasten als Mittel zur Lebensverlängerung und -qualität.
Zahlreiche kontrollierte Studien, auch in Zusammenarbeit mit Universitäten, belegen inzwischen die positiven Effekte von Fasten auf den Stoffwechsel und entzündliche Erkrankungen. Wilhelmi, Buchingers Schwiegersohn, trug massgeblich zur wissenschaftlichen Anerkennung bei.
Das Erbe von Buchinger
Otto Buchinger fastete selbst bis zu seinem Lebensende 1966. Seine Kliniken wurden zu gefragten Häusern, stets gut belegt. Die Oberschwester Erika führte begleitende Massnahmen wie Obsttage vor dem Fasten ein. Buchingers Philosophie ruhte stets auf drei Säulen: Körper, Geist und Seele – verbunden durch Rhythmus, Bewegung und Entspannung.
Bis heute lebt sein Erbe weiter – in medizinischen Erkenntnissen, in Kliniken, in Traditionen. Ein Pionier, der aus Überzeugung gegen den Strom schwamm – und Tausenden zu mehr Gesundheit verhalf.
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